Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einem wichtigen Handelszentrum und zog durch ihre geistige und kulturelle Aufgeschlossenheit viele Gelehrte an.
Im Mittelalter entstanden zahlreiche Moscheen, Paläste, Gärten und die mehr als 20km langen Festungswälle mit mehr als 200 Türmen.
Im Jahre 1147 zerstörten die Almohaden das gesamte Stadtgebiet und machten die wieder neu aufgebaute Stadt zu ihrer Hauptstadt. Unter dem Herrscher Yakoub el Mansour erlebte sie wiederum eine Blütezeit, bis sie nach seinem Tod an Bedeutung verlor und Fes zur neuen Hauptstadt ernannt wurde.
Unter den folgenden Dynastien erlebte die Stadt eine wechselhafte Geschichte, wurde wieder aufgebaut und diente manchen Alaouiten Herrscher als Nebenresidenz. Im Laufe der Zeit ließen sich wohlhabende Händler hier nieder und im Jahre 1912 erbauten die Franzosen die schicke Ville Nouvelle mit ihren breiten Boulevards.
Durch die rote Erde und den dunklen Farben der Bauten wird Marrakesch auch „Rote Perle des Südens“ genannt. Sie gab dem gesamten Land ihren Namen, denn aus dem arabischen Wort „Mraksch“, das „Stadt der Städte“ bedeutet, entwickelte sich auch der Name Marokko.
Heute ist sie das wohl bedeutendste Touristenzentrum des Landes und ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt.
Unsere ganztägige Stadtbesichtigung beginnt mit dem Besuch des Jardin Menara. Diese Gartenanlage aus dem 12 Jh ist eigentlich eine große Olivenplantage. Im Zentrum des Gartens befindet sich ein großes Wasserbecken, in dem die Soldaten des Almohaden-Fürsten schwimmen lernen sollten, bevor sie nach Andalusien gesendet wurden.
Am Rande des Beckens spiegelt sich ein kleiner Pavillon aus dem 19Jh im Wasser, in der Ferne können wir die Gipfel des Hohen Atlas erkennen.
Anschließend erreichen wir das Wahrzeichen der Stadt, nämlich die Koutoubia Moschee. Das 70 Meter hohe Minarett des Bauwerks gilt als eines der schönsten der Almohaden – Zeit. Es entstand im 12 Jh unter Yakoub el Mansour. Da Marrakesch in einer weiten Ebene liegt, kann man das schön verzierte Minarett von überall her sehen. Der Name der Moschee bedeutet "Buchhändler" und geht auf eben diesen Souk zurück, der sich seinerzeit gleich neben der Moschee befand. Leider ist auch hier der Zutritt für Fremde nicht gestattet.
Das wohl schönste und älteste Tor Marrakeschs ist das Bab Agnaou. Dieses monumentale Bauwerk stammt ebenfalls aus der Almohaden – Zeit und sollte den Sitz des Herrschers anzeigen.
Gleich hinter dem wuchtigen Tor befinden sich die Reste der Almohaden-Kasbah und die Saaditen-Gräber.
Betritt man diese prächtige Nekropole, die die sterblichen Überreste von 7 Sultanen und über 150 ihrer Angehörigen aus dem 16 -18 Jh beherbergt, ist der Lärm der Stadt vergessen. Die Stätte der Toten strahlt eine gelassene Ruhe und Friedlichkeit aus. Auch die Sonne scheint hier weniger heiß zu sein.
Zurück im Trubel der Gassen –mit dem Gestank von unzähligen durch die engen Gassen flitzenden Mopeds – wandern wir weiter zum Dar Si Said Palast, der ein Museum der marokkanischen Künste beherbergt. Hier wird eine sehr interessante Sammlung an Kunsthandwerk (Schmuck, Kleidung, Bücher, Kinderspielzeug, Teppiche etc.) der Berber und der Saaditen-Zeit präsentiert. Besonders schön und natürlich erholsam ist der kleine, kühle Innenhof des Palastes mit einem plätschernden Brunnen.
Nun geht es erst richtig los, denn unser Führer bringt uns in die quirligen Souks der Stadt, die wahrlich ein Aufgebot für alle Sinne sind. Die Augen können die Fülle der bunten Waren kaum fassen, unzählige Gerüche steigen einem (mehr oder weniger betörend) unvermittelt in die Nase, die Händler preisen lautstark ihre Produkte an und Menschentrauben und Mofas schlängeln sich unverwandt in alle Richtungen.Wir beobachten Handwerker bei ihrer Arbeit und sind erstaunt von dem großen Angebot an Waren. Ein Händler reiht sich neben den Anderen; hier gibt es beispielsweise Früchte, die wir noch nie zuvor gesehen haben.
Leider sind die engen Souks nicht für Motorroller gesperrt, sodass ein Schleier an Abgasen die schmalen Passagen durchzieht und die Luft stockt.
Nach einem köstlichen Mittagessen begeben wir uns zur prächtigen Koranschule Medersa Ben Youssouf, die im 14 Jh errichtet wurde. Sie war die größte und wichtigste Koranschule in ganz Nordafrika, bis zu 900 Schüler sollen hier seinerzeit studiert haben. Der Unterricht wurde erst 1960 –nach Renovierungsmaßnahmen - eingestellt. Seitdem können Touristen wie wir ihren reichlich verzierten Innenhof und die kleinen Studierzimmer im Obergeschoß bestaunen.
Der wohl berühmteste Platz der Stadt, der Djemaa el Fna, wirkt bei Tageslicht leer und verlassen. Nur ein paar Stände mit Orangensaftverkäufern bevölkern den großen Platz.
Magisch wird es erst mit Sonnenuntergang, dann herrscht hier ein reges Treiben aus Märchenerzählern, Zauberern, Affenbändigern und Schlangenbeschwörer (und Taschendiebe!)
Im Mittelalter war der Djemaa el Fna ein Handels- und Gerichtsplatz, auf dem die Köpfe der Hingerichteten zur Schau gestellt wurden. Im Jahre 1846 wurde das gesamte Gebiet jedoch durch eine Explosion zerstört.Den besten Ausblick auf den Platz genießen wir auf einer Terrasse eines Kaffeehauses, wo uns der verführerische Geruch der zahlreichen Garküchen, die jeden Abend neu aufgebaut werden, in die Nase steigt.
Mit festgehaltenen Taschen begeben wir uns schließlich wieder auf den Platz hinunter und lassen uns in der Menge treiben. Ein Rad schlagender Junge taucht plötzlich vor uns auf, schneidet uns frech den Weg ab und verlangt dafür auch noch 10 Dirham. Als wir ihm nichts gaben, beschimpft er uns und ist so schnell verschwunden, wie er gekommen ist.
Ein letztes absolutes Highlight von Marrakesch ist der kleine Majorelle Garten.
Dieser traumhafte botanische Garten, der meiner Meinung nach der schönste Ort Marrakeschs ist, wurde vom französischen Maler Jacques Majorelle in den 20er Jahren des 20 Jhs angelegt.
Heute gehört er dem Designer Yves Saint-Laurent, der ihn auch öffentlich zugänglich gemacht hat.
Die dominierende Farbe der Gartengestaltung ist Blau, welche immer wieder zwischen Bambushainen, mächtigen Palmen, zahlreichen Kakteen und den bunten Farbtupfern der blühenden Blumen hervorsticht.
Inmitten der üppigen Pflanzenpracht liegt das kleine Museum für islamische Kunst, welches wir ebenfalls kurz besichtigen. Die angenehme, ruhige Atmosphäre des Gartens lädt zum Verweilen und Träumen ein, auch das Herz jedes Fotografen schlägt hier sicherlich höher.
Ein schöner Ausklang eines aufregenden Tages.