Freitag, 6. März 2020

Rumänien - Land der Geschichte(n) und Traditionen



In 3,5 Wochen mit dem Mietauto durch Rumänien

Wir starten unsere Reise durch Rumänien in der Stadt Cluj, die wir nachmittags nach einem circa 1 1/2-stündigen Direktflug mit der empfehlenswerten rumänischen Fluglinie TAROM erreichen. Am überschaubaren Flughafengelände erwartet uns schon der Mietwagenverleih mit einem nagelneuen Opel Mocca. Wie wir in den nächsten Wochen immer wieder feststellen werden, ist ein 4WD Antrieb essenziell für Fahrten ins Hinterland.

Zuerst jedoch fahren wir auf gut ausgebauten Straßen in südliche Richtung zur Mina Turda. Hier haben schon die Römer Salz abgebaut. Im Laufe der Zeit wurde die Saline auf 3 riesige Stollen ausgeweitet. 1932 wurde die Gewinnung wegen Verunreinigung durch Lehm schließlich eingestellt. Wiedererweckt wurde die Anlage 1992 als unterirdischer Vergnügungspark. Ein gläserner Aufzug führt seitdem 13 Stockwerke in die Tiefe. 110 Meter unter der Erde gibt es die Möglichkeit, auf einem Salzsee Boot zu fahren, in einer weiteren Halle Fußball und Tischtennis zu spielen oder im Amphitheater Konzerten zu lauschen. Wir entscheiden uns für eine Runde mit dem Riesenrad, wo wir immer wieder die überwältigende Größe der Mine und die Salzablagerungen an den Wänden bestaunen. In der Saline herrschen konstante 10 Grad Lufttemperatur, daher gut, dass wir bei der großen Hitze draußen auch an etwas Warmes zum Überziehen gedacht haben.






Wieder zurück an der frischen Luft versuchen wir, die nahe Schlucht Cheile Turzii zu erreichen. Leider wird der vom Navigationsgerät berechnete Weg immer schlechter. Zuerst endet der Straßenbelag, dann kommen die Schlaglöcher, zu guter Letzt liegen faustgroße Steine auf dem karrenbreiten Feldweg. Schließlich wenden wir, um eine bessere Verbindung zu finden. Das Gerät berechnet endlich neu - schlussendlich stellen wir fest, dass es auf Touren mit dem Fahrrad eingestellt war. 

Am Anfang der Schlucht befindet sich ein großer Parkplatz, wo wir unser Mietauto stehen lassen. Ein verrostetes Schild weist auf ein Eintrittsgeld hin, ein Tickethäuschen finden wir jedoch nicht.
Die Cheile Turzii liegt inmitten des gleichnamigen Naturschutzgebiets. Eindrucksvolle Felswände erheben sich über 200 Meter über dem schmalen Canyon. Darin gibt es - zur Freude unseres Sohnes- auch mehrere kleine Höhlen zu entdecken.
Ein gut befestigter Wanderpfad mit zahlreichen Brücken führt durch den etwa zwei Kilometer langen Talgrund, immer wieder wandern unsere Blicke auf die majestätische Bergkulisse über uns.
Leider - das muss gesagt werden - liegt bei unserem Besuch viel zu viel Müll auf dem Wanderweg. Die Mistkübel am Anfang der Schlucht sind mehr als übervoll, und der Wind verteilt alles in die umliegenden Äste, sogar im Wasser schwimmen Plastikteile.

 

 Am nächsten Tag durchqueren wir die liebliche Region Maramures. 

 

Diese befindet sich im Norden des Landes und ist für Touristen vor allem wegen der schönen Holzkirchen sehenswert. Acht dieser Bauwerke wurden von der UNESCO zum Welterbe der Menschheit ernannt. Auch die mächtigen, filigran geschnitzten Holztore, die das Böse außerhalb des Hauses halten sollen, sind eine eingehende Besichtigung wert.

Unser nächster Stopp ist das Dorf Budesti. Hier steht die wunderschöne Holzkirche aus dem Jahr 1643. Im Kreis Maramures war es früher verboten, orthodoxe Kirchen aus Stein zu errichten, daher verwendeten die Erbauer Holz. Fast 200 Jahre lang wurden mehr als 60 Holzkirchen errichtet und mit hohen, schlanken Kirchtürmen versehen. Die Dekoration der Gotteshäuser erfolgte durch zierliche Malereien und feine Schnitzereien.


Erst trauen wir uns nicht so recht, denn die alte Holzkirche von Barsana steht auf einem Hügel mitten in einem umzäunten Anwesen. Da wir jedoch freundlich hinein gewunken werden, durchqueren wir schließlich das Hofgelände und erreichen nach einem kurzen Aufstieg das alte Gotteshaus. Es war im 18. Jahrhundert Teil einer Klosteranlage, die am anderen Ende des Ortes stand. Diese wurde jedoch 1786 zur Zeit der Katholisierung komplett zerstört und erst zwei Jahrhunderte später wieder aufgebaut. Heute zählt der Klosterkomplex zu den schönsten von ganz Rumänien. Aber dazu später mehr. Die alte Kirche wurde jedenfalls verschont und 1806 an ihren heutigen Standort versetzt. Besonders schön sind die farbenfrohen Innenmalereien anzusehen. Eine Dame versucht uns hilfsbereit mit Händen und Füßen die dargestellten Bibelszenen, unter anderem die Schöpfungsgeschichte, das letzten Abendmahl etc. zu erklären. 




Auf dem Weg zurück zu unserem Auto staunen wir wiederum über die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Rumänen. Eine alte Frau hat anscheinend unseren Kirchenbesuch beobachtet und in der Zwischenzeit in ihrer Schürze Äpfel für uns gesammelt. Wir wissen gar nicht wie wir uns am Besten bedanken sollen und nehmen das Geschenk gerührt an.

 

Frisch gestärkt fahren wir weiter ans südliche Ortsende und besichtigen die oben erwähnte Klosteranlage von Barsana. Der wunderschöne Klosterkomplex wurde 1993 wieder erbaut und liegt in einer bunt blühenden, sehr gepflegten Gartenanlage. 






Das Kirchengebäude mit dem imposanten Turm ist 57 Meter hoch und zählt damit zu den höchsten Holzbauwerken Europas. Doch nicht nur die Eichenholzkirche, auch die Wohnhäuser der Nonnen, der Sommeraltar und das Museumsgebäude zeugen von der großen Kunstfertigkeit der Erbauer.



 


Für den folgenden Tag haben wir uns wieder etwas Besonderes ausgedacht. Die Wassertalbahn "Mocanita", bringt uns in die tiefen Wälder Rumäniens. Bevor wir jedoch in Viseu de Sus den Schmalspur-Dampfzug besteigen, decken wir uns noch mit genügend Proviant ein. Denn wer weiß, ob es mitten in den Karpaten Verpflegung gibt?
Die Wassertalbahn wurde zwischen 1930 und 1933 für den Holztransport erbaut. Da es bis heute kaum Straßen in diesem Gebiet gibt, fahren mehrmals täglich die Züge mit den Forstarbeitern etwa 60 Kilometer in die Wälder und transportieren das geschlägerte Holz zu den Sägewerken.
In den Sommermonaten können auch Touristen Fahrten mit der letzten Waldbahn Rumäniens unternehmen. Die Strecke führt durch eine einsame, schluchtartige Landschaft und folgt dem Fluss "Wasser". Langsam ruckelt und dampft der Zug durch die Wildnis. Links von uns rauscht der Fluss, rechts undurchdringlicher Wald. Nun wundern wir uns nicht mehr, dass Rumänien auch das Land der Sagen und Mythen genannt wird. An diesem Ort beginnen wir an alles zu glauben.
Schließlich stoppt der Zug auf einer Waldlichtung. Hier erwarten uns ... Nein, keine Waldfeen, sondern Musiker und Tänzer! Sogar ein kleines Buffet wurde aufgebaut um die hungrigen Reisenden zu bedienen. Unser Gefährt mit dem Namen "Bavaria" dreht um und lässt uns noch Zeit für einen Spaziergang bevor es schließlich wieder zurück nach Viseu de Sus geht.
  
 
 

Als nächster Stopp steht die Klosterkirche von Humor auf unserem Programm. Auch dieses Gotteshaus aus 1530 zählt dank seiner außergewöhnlichen Wandmalereien zum UNESCO Weltkulturerbe. Nicht nur innen, sondern auch an der Außenfassade ist das Gebäude rundherum von bunten Fresken bedeckt.
Seit 1991 wohnen Nonnen in den neu errichteten Nebengebäuden und verwalten die prächtige Anlage, die noch teilweise von einer Wehranlage umgeben ist. Diese Mauerreste erinnern daran, dass die rumänischen Kirchen damals als Bastion gegen den vorstoßenden Islam dienen sollten.






Wie das Kloster Humor zählt auch Voronet zu den so genannten Moldauklöstern. Die genauso sehenswerte Anlage von Voronet wurde 1488 in nur 3 Monaten und 21 Tagen errichtet. Der aufwendige Fassadenschmuck kam jedoch erst 1534-1535 nachträglich hinzu. Die anschaulichen Fresken haben einen leuchtend blauen Hintergrund, dessen Herstellung und Zusammensetzung bis heute ein Rätsel geblieben ist. "Das Blau von Voronet" wird von Fachleuten als einzigartig angesehen.

 Nach mehreren Anläufen und Telefonaten finden wir schließlich zum Haus des Freundes meines Arbeitskollegen, wo wir zum Übernachten eingeladen werden. Zu Hause sind nur die Eltern, die kein Wort Deutsch oder Englisch sprechen. Umso liebevoller verwöhnen sie uns jedoch. So herzliche Menschen haben wir wirklich in noch keinem Land erlebt! Der Vater "erzählt" uns stolz, dass er sämtliche Holzarbeiten am Haus selbst gemacht hat und die Mutter trägt einen zahmen Hahn spazieren.
Da wir keine anderen Hühner weit und breit entdecken können, fragen wir schlussendlich verwundert nach. Gestenreich erklärt sie uns, dass sie anscheinend Probleme mit dem Magen hat und der Hahn ihre Wärmflasche ist.
Von unserem Gastgeber bekommen wir noch die örtliche Kirche gezeigt und eine Empfehlung, am nächsten Tag das Salzbergwerk des Ortes zu besuchen.

Da in unserer Reiseplanung noch Zeit für solche Geheimtipps bleibt, folgen wir seinem Rat.
Im Salzbergwerk von Cacica begann man bereits 1775 mit der systematischen Förderung des Salzes. Schächte für Transport und Lüftung wurden gebaut und riesige Stollen in den Fels geschlagen. Es gilt daher als eines der ältesten europäischen Bergwerke. In heutiger Zeit gibt es 3 Ebenen, wovon nur ein kleiner Teil von Touristen besucht werden darf. Zuerst steigen wir 150 Stufen hinab zur Bergbaukapelle. Hier ist es sehr stickig und die Luft ist nicht die beste. Weiter geht es in die Tiefe zu einem künstlichen See. Der Saratsee mit seinem glasklaren Wasser ist 10x6 Meter lang und funkelt in mystischer Beleuchtung. Ein paar Meter weiter öffnet sich - wir können unseren Augen kaum trauen - ein Ballsaal mit Kronleuchtern und Balkon. Das Zimmer von "Agripa Popescu" diente einst wirklich als chicer Veranstaltungsraum. Natürlich gibt es auch in dieser Saline eine Halle, wo ausgiebig Fußball gespielt wird. 




Wohlbehalten erreichen wir schließlich wieder die Oberfläche. Heute steht uns noch eine längere Fahrt bevor. Die Straßen sind aber relativ gut, und langsam wird die bisher liebliche Landschaft rauer.

Plötzlich taucht vor uns die Bicaz Klamm mit ihren schroffen Wänden auf. Bis zu 100 Meter ragen die Felsentürme senkrecht in die Höhe. Links und rechts der Straße verkaufen Händler an Souvenirständen ihre Waren. Es riecht nach Feuer und dem ungarischen Baumkuchen "Kürtös Kalacs", der traditionell über Holzkohle gebacken wird.
Innerhalb der nächsten 10 Kilometer zerschneidet die stetig bergauf führende Passstraße die imposante Bergwelt.




Immer wieder gönnen wir uns eine Fotopause in dieser erhabenen Landschaft.
 

Nach etwa 30 Kilometer Fahrt durch den so genannten "Höllenschlund" gelangen wir ins berühmte Transsilvanien, Heimstätte von Dracula.

Zugegebenermaßen, etwas bizarr wirkt unser erster Stopp dort schon.
Der Lacul Rosu - der Rote See - dessen Wasser von der eisenhaltigen Erde rötliche gefärbt ist, entstand im Jahre 1837 durch einen Erdrutsch. Das Geröll staute das Wasser, aus dem noch heute die Stümpfe der toten Bäume ragen.
Wir lassen uns jedoch nicht entmutigen und unternehmen eine Bootsfahrt auf dem ruhigen Gewässer. 

 
 

 

Die Straße mit dem passenden Namen "Strada Carpati" schlängelt sich weiter durch die abwechslungsreiche Landschaft. 

Ochsengespanne und Pferdefuhrwerke gehören wie selbstverständlich zum Straßenbild. Wir durchqueren gepflegte Straßendörfer, bei denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Pudelwohl fühlen sich hier anscheinend auch die Störche, deren Nester auf beinahe jedem Strommast zu finden sind.

 
 

Eine wohlverdiente Pause gönnen wir uns an den Seen von Sovata.

Der lebhafte Kurort ist berühmt für sein stark salzhaltiges Wasser, welches sich im Lacul Ursu (Bärensee) schichtweise erwärmt. Dabei ist es an der Oberfläche durch das Niederschlagswasser bedeutend kühler als die Salzwasserschichten der Tiefe. Das Süßwasser vermischt sich kaum mit dem Salzwasser und dient als Wärmeisolator. Dieses Phänomen wird Heliothermie genannt und ist laut unserem Reisehandbuch einzigartig in Europa. 




Bei angenehmen 25 Grad lassen wir uns im Wasser treiben. Dank der hohen Salzkonzentration wird der Bärensee nämlich auch das "Tote Meer" Transsylvaniens genannt. Auf einer Temperaturanzeige sehen wir, dass das Wasser zwei Meter tiefer schon 40 Grad heiß ist. Also Tauchen ist hier keine gute Idee! Aber das trübe Wasser verleitet ohnehin eher dazu, sich den grauen Schlamm auf Arme und Gesicht zu verteilen. Ob dies wirklich, wie angepriesen, Heilwirkung hat, können wir nicht beurteilen, aber lustig ist es allemal.
 

 
Nach diesem Erlebnis spazieren wir durch den Thermalpark. Es gibt noch einige kleinere Gewässer und Schlammpfützen, die ebenfalls zum Baden freigegeben sind. Hier, mitten im Wald, ist es bedeutend ruhiger geworden. Nur wenige Touristen verlassen den gemütlichen Bärensee. 

 

Sehr interessant finden wir vor allem die riesigen Salzstöcke, die sich rechts und links des Wanderweges befinden. Die Kristalle glänzen im Sonnenlicht, und einer der Hügel ist sogar so groß, dass wir darauf herumklettern können.  
   

 



 Unser nächster Stopp ist die wunderbar restaurierte Altstadt von Sighisoara. In ihrem Zentrum steht eine mächtige Festungsanlage mit sieben Wehrtürmen aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren des Burgrings finden sich verwinkelte Gassen, schmucke Wohnhäuser und malerische Plätze.





Das Wahrzeichen Sighisoaras ist der Stundturm aus dem 14. Jahrhundert, der einst das Hauptportal zur Burg war. Mit seiner Höhe von 64 Metern bietet er einen spektakulären Ausblick über das rote Dächermeer der Stadt.

Wir wandern langsam weiter durch die Oberstadt und bestaunen die bunten, alten Häuser. Auf einem der Gebäude sehen wir eine Plakette, die besagt, dass hier das historische Vorbild Draculas, Vlad Tepes, im Jahre 1431 geboren wurde.
Das Kopfsteinpflaster klappert, und wir fühlen uns sogleich um Jahrhunderte in der Zeit zurück versetzt. Schließlich gelangen wir zur überdachten Treppe. Sie wurde im Jahr 1642 gebaut und bestand ursprünglich aus 300 Stufen. Im 19. Jahrhundert wurde die Stiege komplett umgebaut, es blieben anschließend noch 175 Stufen übrig. Am oberen Ende befinden sich eine Schule und die eindrucksvolle Bergkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Die gesamte Altstadt von Sighisoara wurde 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.



Wehrhaft war zweifellos auch die Kirchenburg von Biertan. Drei Ringmauern, zwei Zwinger, eine Falltür und sieben Türme sollten die Anlage vor feindlichen Angriffen der Türken und Mongolen schützen. 1468 startete das ehrgeizige Bauvorhaben und sollte fast 60 Jahre lang andauern. So entstand die größte Wehrkirche Siebenbürgens. Sie wurde 1993 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.


 






Kurios anzusehen ist das spartanisch eingerichtete "Scheidungszimmer". Hier wurden zerstrittene Paare für längere Zeit gemeinsam auf engstem Raum eingeschlossen, um ihre Trennungswünsche nochmals zu überdenken.






Eine Sehenswürdigkeit ganz anderer Art ist das 96 Hektar große Gelände des Freilichtmuseums Astra, wo alle Bereiche des ländlichen Lebens anschaulich präsentiert werden. Auf etwa 10 Kilometer Spazierwegen befinden sich mehr als 400 traditionelle Bauernhöfe, Werkstätten, Mühlen, Wegkreuze etc. aus längst vergangenen Zeiten. Die Ausstellungsstücke wurden aus dem ganzen Land zusammen getragen und hier wieder originalgetreu aufgebaut.




Obwohl das Museum im Sommer bis 20h offen hat, sind bei unserem Besuch am Nachmittag viele Gebäude schon verschlossen. Schade, denn die liebevolle, detailreiche Innenausstattung der geöffneten Häuser hat uns sehr gut gefallen.
Trotz dieses Wermutstropfen genießen wir den mehrstündigen Spaziergang durch die gepflegte Parkanlage, wo es immer wieder Neues zu sehen gibt. Eigentlich sollte man einen ganzen Tag einplanen, um den Museumskomplex, der 1963 eröffnet wurde, in seiner ganzen Vielfalt entdecken zu können.


Am nächsten Tag widmen wir uns der Altstadt von Sibiu/Hermannstadt. Sie stellt mit ihren Bauwerken und Wehrmauern das größte mittelalterliche Stadtensemble Rumäniens dar.
In den letzten 15 Jahren wurden hier Sanierungsmaßnahmen im Wert von über 50 Millionen Euro umgesetzt. Das Ergebnis sind bezaubernde Patrizierhäuser, schön gepflasterte Plätze und lauschige Straßencafes.



Das Stadtzentrum ist überschaubar und besteht im wesentlichen aus zwei großen Plätzen.


 



Am kleineren "Piata Mica" befindet sich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, die gusseiserne "Lügenbrücke". Sie wurde 1859 in Hessen hergestellt und ziert seitdem den malerischen Hauptplatz. Um ihren außergewöhnlichen Namen ranken sich einige Legenden. Eine davon besagt, dass die Brücke jeden Lügner erkennt und heftig zu schwanken beginnt sobald er die Anlage betritt.




Bei uns verharrt das Bauwerk natürlich bewegungslos, sodass wir wohlbehalten zu unserem nächsten Programmpunkt weiterfahren können.


Die Burgruine von Calnic ist ein besonderes Kleinod inmitten blühender Landschaft. Rosen ranken sich um das alte Gemäuer, und Vögel zwitschern in den Bäumen.
Erbaut wurde Calnic 1270 als befestigter Wohnturm mit Wassergraben und Zugbrücke. 1430 verkaufte der Burgherr die Festung an die Dorfbewohner. Diese nutzen die Anlage als Fluchtort bei Angriffen der Osmanen. 
In der Mitte des grasbewachsenen Burghofs erhebt sich ein imposanter Turm. Im Inneren befindet sich ein nettes, kleines Museum, das über die Bräuche und Traditionen der Siebenbürger Sachsen informiert.




Weiter geht die Fahrt auf der Autobahn A1 in nördliche Richtung. Rechter Hand entdecken wir die eindrucksvollen Felsformationen von Rapa Rosie. Um dorthin zu gelangen, verlassen wir die Schnellstraße bei der Ortschaft Sebes und holpern eine Nebenstraße mit unzähligen Löchern entlang. Ohne Outdoor-GPS ist der Weg nicht zu finden, denn die Straße ist kaum mehr als ein Feldweg in der Breite unseres Autos.
Schließlich -dank Allradantrieb - haben wir unser Ziel ohne gröbere Probleme erreicht. Genau vor uns strahlt der Canyon in allen erdenklichen Rot- und Ockertönen und bildet einen herrlichen Kontrast zu den blühenden Sonnenblumenfeldern. Die Erwanderung dieser fantastischen Naturlandschaft ist ein richtiger Genuss. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, während wir auf das Plateau hinauf steigen. Es gibt auch keine markierten Wege, aber irgendwann erreichen wir schließlich doch die Steilkante und genießen einen traumhaften Ausblick über die eigenwillige Erosionslandschaft aus bunten Lehmtürmen und festungsartigen Gebilden.



Nicht weit von diesem Naturschutzgebiet entfernt, befindet sich die Festungsanlage von Alba Iulia. Die Stadt ist schon seit der Jungsteinzeit bevölkert und zählt damit zu den ältesten Siedlungsgebieten Rumäniens. Die gesamte Festung ist sternförmig angelegt und besteht aus sieben Basteien, die mit einer 12km langen Festungsmauer miteinander verbunden sind. 3 reich verzierte Tore ermöglichen den Zugang in die Anlage.
1918 wurde Alba Iulia zum Symbol der Vereinigung der Rumänen. Dafür versammelten sich hier am 1. Dezember Abordnete aus ganz Siebenbürgen um für die Angliederung ihrer Region an das rumänische Königreich - also für die Gründung Großrumäniens - zu stimmen. Aus diesem Anlass wurde anschließend die orthodoxe Kathedrale innerhalb der Festungsmauern erbaut, wo 1922 Ferdinand I. und Maria von Rumänien als Königspaar des Landes Großrumänien gekrönt wurden.
Heute können weitere Kirchen, Museen und mächtige Paläste im Festungsareal besucht werden. Alles ist vorbildlich renoviert und autofrei. Vom vielen Wandern werden wir schließlich hungrig und kehren ein ins Restaurant Pub13, welches sich direkt in den Festungsmauern befindet. Der Innenraum ist eine riesige Gewölbehalle und mittelalterlich mit Rüstungen und Waffen dekoriert.





Nach einer hervorragenden Stärkung reisen wir weiter in die Vergangenheit. Unser nächstes Ziel sind nämlich die Ausgrabungen von Sarmizegetusa Regia. 
Die ehemals bedeutende, dakische Siedlung aus dem 1 Jahrhundert vor Christus wurde 106 n. Christus unter dem römischen Kaiser Trajan komplett zerstört.
Heute befinden sich die malerischen Überreste der Stadt inmitten eines Waldgebietes. Die Anreise ist schon ein Vergnügen, denn die Straße dürfte neu asphaltiert sein. 

Auch der Kuherde, die plötzlich aus dem Wald kommt, gefällt eine Rast mitten auf dem Weg. Nur unwillig machen sie Platz für so ein lautes, stinkendes Vehikel.

Vom Parkplatz geht es noch etwa 2 Kilometer zu Fuß bergauf, bis wir schließlich das rund 30.000m2 große Areal betreten können.
 Auf einem gut angelegten Rundweg finden sich die Reste einer Festung, mehrerer Tempelanlagen, eines mystischen Steinkreis und einiger Wohnhäuser. Die gesamte Ausgrabungsstätte zieht uns vollkommen in ihren Bann, denn der Hauch der Geschichte ist überall spürbar und die einsame Waldlandschaft trägt zur Faszination erheblich bei. Sogar eine Quelle sprudelt im Tempelbezirk, das Wasser daraus schmeckt köstlich. Ob ihr Heilwirkung nachgesagt wird, erfahren wir nicht. Sarmizegetusa Regia hat aber noch unzählige andere Geheimnisse, die darauf warten, von Archäologen entdeckt zu werden.


Fast schon ungläubig nach dieser einsamen Besichtigung starren wir einige Zeit später auf die lange Warteschlange vor uns. Halb Rumänien möchte anscheinend die Burgruine Deva besuchen. Nach langen Restaurierungsarbeiten ist sie nämlich erst seit einigen Monaten wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Geduldig warten wir in sengender Hitze bis wir schließlich an der Reihe sind, in den Schrägaufzug einzusteigen.



Innerhalb kurzer Zeit bringt uns das moderne Gefährt auf den 370 Meter hohen Felszahn, auf dem die Anlage aus dem 13 Jahrhundert steht. Wuchtige Mauerreste zeugen von der einstigen Pracht und Größe der Festung, die 1849 nach einer Pulverexplosion verlassen wurde. Ein Rundweg führt um die Anlage, diesen sollte man allerdings nicht verlassen, denn zwischen den Mauern leben giftige Schlangen. Besonders eindrucksvoll sind nicht nur die steinernen Überreste, sondern auch der Ausblick, der weit ins Land hinein reicht.




Wie eine phantastische Filmkulisse aus dem Mittelalter wirkt die Festung Hunedoara, auch Burg Corvin genannt. Sie wurde unter dem Heeresführer Johann Hunyadi 1440 auf den Resten einer älteren Anlage erbaut. Unter König Matthias Corvinus wurden ab 1458 umfangreiche Erweiterungen getätigt. Im Laufe der Zeit fanden noch einige weitere Umgestaltungen statt, sodass die heutige Anlage eine gelungene Mischung verschiedener Baustile aufweist. Heute ist das Märchenschloss in Staatsbesitz und wird von zahlreichen Touristen besucht.
Über eine Brücke gelangen wir schließlich ins verwinkelte Innere der Burg und entdecken die mehr als 50 Räumlichkeiten. Schlafkammern, Rittersäle, die Burgkapelle und mehrere Bastionen sind sehr sehenswert und bieten zahlreiche Fotomotive.
Im Burghof steht eine Brunnenanlage, die der Legende nach von türkischen Gefangenen gebaut wurde. Als Lohn für ihre Mühen sollten die drei Männer die Freiheit erlangen. Als sie endlich nach 15 Jahren in 28 Metern Tiefe auf Wasser stießen, war der Burgherr bereits verstorben und die Gefangenen wurden hingerichtet.


 




Dem Flair der Geschichte können wir auch in der römischen Ausgrabungsstätte Ulpia Traiana Sarmizegetusa nachspüren.
Direkt an der Hauptstraße liegen die Überreste der 106 n. Christus unter Kaiser Trajan errichteten Hauptstadt der Provinz Dakien.
In ihrer Blütezeit etwa 230 n. Chr. lebten hier auf 30 Hektar Fläche mehr als 25.000 Einwohner.


Von der einstigen Metropole zeugen nur mehr wenige Spuren. Hüfthohe Mauerreste verstecken sich im Dickicht und behauene Steinblöcke liegen verlassen in der saftiggrünen Wiese. Nur mit einiger Fantasie können wir uns vorstellen, dass im Amphitheater einst 6000 Menschen unterhalten wurden. Jedoch finden wir überall englische Informationsschilder, die diese historische Stätte gut erklären.






Genug Kultur! Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Nationalpark Cheile Nerei.
Er befindet sich inmitten des Anina-Gebirges und ist selbst für die Einheimischen ein Geheimtipp. Dementsprechend katastrophal sind die Straßen. Enge Kurven und zahlreiche Schlaglöcher machen die Anreise zu einem Abenteuer.
Die Karstlandschaft des etwa 40 Hektar großen Parkgebiets wird von mehreren Wanderwegen durchzogen. Hauptattraktion ist die wildromantische Nera Klamm mit ihren unzähligen Windungen und den eindrucksvollen Wasserfällen.


Einer der Pfade führt uns zum versteckt gelegenen Waldsee Ochiul Beiului ("Meerauge"). Dieses Naturwunder strahlt je nach Sonneneinstrahlung tiefblau bis smaragdgrün. Ein grandioser, fast magischer Platz, der unbedingt sehenswert ist und die Mühen der Anreise -sogar jedes einzelne Schlagloch - auf jeden Fall lohnt.
 


Gleich daneben rauschen die Cascadele Beusnita eindrucksvoll über mehrere Kalksteinbecken in die Tiefe.
Einen letzten Zwischenstopp legen wir beim Wasserfall Cascada La Vaioaga ein.
Die Sonne zaubert ein herrliches Farbenspiel auf das Wasserbecken und die urwüchsige Waldlandschaft. Dies ist zweifellos einer der Orte, die wir nie vergessen werden.







Glücklicherweise ist ein Teil des Parks auch mit dem Geländewagen befahrbar, sonst hätten wir alle diese herrlichen Plätze niemals in so kurzer Zeit besuchen können.








Ebenfalls im Anina Gebirge plätschert der liebliche Bigar Wasserfall über eine dunkelgrüne Mooskante etwa 5 Meter in die Tiefe.
Durch seine ungewöhnliche Form, die an einen Baldachin erinnert, zählt er zu den Schönsten im Land. Da er sich gleich neben einer asphaltierten Straße befindet und gut von einer Brücke aus zu sehen ist, sind wir hier nicht die einzigen Touristen. Über Stock und Stein klettern die Besucher in die Tiefe, um das beste Foto des Sinterwasserfalls zu ergattern.


Volksfeststimmung und Blitzlichtgewitter wird auf dem Pfad, der hinter dem Wasserfall startet, immer weniger. Nach etwa 10 Minuten endet der Wanderweg bei einer kleinen Höhle.

Weiter geht unsere Fahrt bergab Richtung Donau. Das Navigationsgerät beharrt darauf, dass wir uns auf einer Straße befinden. Davon merken wir jedoch nichts! Eine schmale Lehmpiste mit knietiefen Wasserpfützen, riesigen Steinbrocken und links und rechts nur Bäumen stellt meine Gelassenheit auf eine harte Probe. Mit festgekrallten Fingern kämpfen wir uns in Schrittgeschwindigkeit über die Piste. Als es gar nicht mehr weitergeht, müssen wir sogar in den Wald ausweichen. Das Gebüsch am Wegesrand hinterlässt einige Kratzer am Autolack.  Wir sehen weit und breit keine Menschenseele, nur ab und zu tauchen ein paar Häuser plötzlich aus dem Nirgendwo auf. Einziges Zeichen der Zivilisation sind ein paar Hühner vor den Hütten. Ich werde immer nervöser und zähle schließlich schon die Kilometer bis zur Bundesstraße an der Donau. Glücklicherweise erreichen wir aber wohlbehalten und ohne weitere Zwischenfälle unser Ziel.

Die Donau bildet hier die serbisch-rumänische Grenze. Träge fließt das Gewässer in mehreren Schlingen durch die gebirgige Karpatenlandschaft, die "Eisernes Tor" genannt wird.



Beim engen Donaukessel "Cazanele Dunarii" steigen wir in ein Schlauchboot um und genießen die wildromantische Landschaft vom Wasser aus. Einst war es der gefährlichste Flussabschnitt für die Schifffahrt und konnte nicht ohne ortskundigen Lotsen passiert werden. 1970 wurde die Situation schließlich durch den Bau des Staudamms Portile de Fier entschärft.
Auf einem Felsvorsprung direkt über dem Wasser ist das Kloster "Manastirea din Valea Dunarii" ein regelrechter Blickfang. Die weiße Klosterkirche wurde 2000 erbaut und scheint über dem Wasser zu schweben. 
Eine weitere Sehenswürdigkeit besonderer Art ist das 1994-2004 in den Felsen geschlagenen Decebal-Monument. Der steinerne Kopf des letzten Dakerkönigs Decebalus, der 106 n.Chr. den Krieg gegen den römischen Kaiser Trajan verlor, ist 42 Meter hoch und damit die größte Felsskulptur Europas.


Am Fuß der steilen Wände des Cerna-Tals liegt der ehemalige K&K Kurort Baile Herculane. Der Kurbetrieb startete unter österreichisch-ungarischer Herrschaft im Jahre 1736. Die heute zum größten Teil verfallenen Gebäude stammen daher aus der Barockzeit. Wie einst Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Sissi flanieren wir durch den Ortskern und bewundern die Reste der damals opulenten Badeanlagen. Zaghafte Restaurierungsarbeiten sind im Gange. Vielleicht erstrahlt Herkulesbad in einigen Jahren wieder in neuem Glanz?


Im Stadtgebiet finden sich auf einer Länge von 4 km 16 Thermalquellen mit verschiedener mineralischer Zusammensetzung. Bei einer der Quellen wurde ein schönes Freibad errichtet, wo wir eine ausgiebige Badepause einlegen.




















Es gibt auch noch weitere Bademöglichkeiten, die jedoch nicht ausgeschildert sind und eher Badewannengröße haben. Um diese zu finden, muss man nur den zahlreichen rumänischen Touristen in Badekleidung folgen. 



Eine überraschend gute Straße führt durch die sehenswerte Schlucht Cheile Sohodolului.
 Ein glasklarer Bach bahnt sich seinen Weg durch die beeindruckende Felslandschaft. Immer wieder halten wir an, um dieses Naturwunder ausgiebig betrachten zu können. In einer der Kavernen am Wegesrand wurde eine Kapelle mit Ikonen und Kerzengrotte eingerichtet.  



 

 An einer der Felswände über uns entdecken wir sogar einen steinernen Bogen, der von den Einheimischen "Brautring" genannt wird.

An anderer Stelle verschwindet der Bach rauschend im Gestein. Daneben öffnet sich ein Höhlenportal, das dem Wasserverlauf folgt. Wir klettern hinein und sind fasziniert von der Kraft das Wassers, welches sich unermüdlich in den Fels bohrt und tosend auf der anderen Seite des Gebirgsstocks wieder ins Freie drängt.


Am nächsten Morgen besuchen wir das Kloster Horezu. Es ist eines der bedeutendsten Anlagen Rumäniens und zählt seit 1993 zum Weltkulturerbe. Erbaut wurde Horezu zwischen 1690 und 1697 als rumänisch-orthodoxes Männerkloster. Seit 1862 bewirtschaften Nonnen das Gebäude und pflegen den blühenden Garten. Sie betreiben angrenzend an die Klostermauern ihre eigene Landwirtschaft und leben weitgehend autark.




Vor allem die filigrane Steinmetzkunst an den Treppengeländern und die verspielten Arkadengänge mit den gedrehten Säulen finden wir sehr sehenswert. Die mediterran wirkende Architektur des Klosters erhielt sogar einen eigenen Namen - Brancoveanu-Stil -  benannt nach dem Bauherrn der Anlage.




Ganz in der Nähe, im Ort Maldaresti, stoppen wir bei zwei Wohntürmen ("Cula") aus dem 18 Jahrhundert. Sie wurden besonders wehrhaft erbaut. Kleine Fenster, dicke Mauern und geheime Gucklöcher mit Schießscharten sollten zum Schutz und als Verteidigung vor den umherziehenden Osmanen dienen. Die Innenräume des Hauses zeigen typische Trachten, handgefertigte Teppiche und traditionelle Möbel der Region.




In heutiger Zeit gibt es nur mehr 27 dieser Wohntürme in ganz Rumänien.






Auch ein geschmackvolles Meisterwerk sakraler rumänischer Architektur ist die Kathedrale von Curtea de Arges. Sie wurde zwischen 1512 und 1526 erbaut und diente als Bestattungskirche der rumänischen Könige. Dadurch zählt sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Auf dem kleeblattartigen Grundriss erheben sich zahlreiche golden schimmernde Säulen mit floralen Motiven. Vier mit Fresken verzierte Kuppeln schrauben sich in die Höhe und lassen den Blick bewundernd nach oben wandern. Darunter hängen kostbare Ikonen und mit Edelsteinen verzierte Lampen.





Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung steht uns ein schweißtreibender Aufstieg über 1480 Stufen bevor. Die mittelalterliche Burgruine Poienari thront nämlich auf 850 Meter Seehöhe auf einer Felskante.
 
Hier begegnen wir wieder dem historischen Vorbild Graf Draculas, denn Vlad III Draculea, der gegen Tartaren und Türken kämpfte, lebte im 15. Jahrhundert hier.
Bevor wir aber die Reste der im 16. Jahrhundert verlassenen Burg erkunden können, müssen wir den steilen Anstieg hinter uns bringen. Schilder warnen davor, Essen und Müll zu hinterlassen, denn das würde die Bären anlocken. Es gibt aber auch motivierende Hinweistafeln, die anzeigen, wie viele Stufen man schon geschafft hat. Wieder einmal sind wir begeistert von den netten Rumänen, die uns ansprechen und versichern, dass der Aufstieg sich lohnt und wir keinesfalls aufgeben sollen.
Als wir endlich oben angelangt sind, beginnt es zu regnen. Nach der Hütte, wo Eintritt bezahlt wird, erwarten uns zwei gepfählte Figuren. Vlad III hatte nämlich den wenig rühmlichen Beinamen "der Pfähler".
Wie ein Adlernest fügen sich die Reste der einst mächtigen Anlage mit 3 Meter dicken Mauern in die Umgebung ein.

Bei schönem Wetter hätte man sicher einen grandiosen Fernblick auf die umliegende Bergwelt der Karpaten. Bei unserem Besuch wird der Regen jedoch immer stärker. Schließlich verlassen wir diesen geschichtsträchtigen Ort und beginnen mit dem langsamen Abstieg durch den Wald.





















Ein weiteres Highlight unserer Reise ist die Querung des Fagaras Gebirges. Die Transfagarascher Höhenstraße ist die zweithöchste Straße des Landes und führt in vielen Serpentinen auf einen Pass in 2042 m Seehöhe. Die gut ausgebaute Bergstraße wurde 1974 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet.
Zuerst passieren wir den weitläufigen Stausee Vidraru.





Nach weiteren Kurven erreichen wir den fotogenen Bâlea-Wasserfall, wo wir einen wunderbaren Ausblick über die umliegende Bergwelt genießen.
Mehrere Haarnadelkurven mit Haltebuchten folgen, bis wir schließlich unser Hotel für die folgende Nacht erreichen. Wir bekommen an der Rezeption den Schlüssel für eine einsam an einem reißenden Bach gelegene Holzhütte ausgehändigt. Wie wir später in der Nacht feststellen müssen, ist die Hütte doch zu ruhig und abgelegen, denn wir bekommen Besuch. Es poltert und kratzt an der Tür, die Schnalle bewegt sich, denn ein Bär verlangt Einlass! Unsere Süßigkeiten würden ihm wohl sehr gut schmecken. Wir sind unendlich froh, dass wir gut zugesperrt haben und der Hauseingang robust ist. Im Laufe der Nacht kommt das Tier mehrmals und drückt sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen das Tor. Erst als es hell wird, verschwindet er wieder in den umliegenden Wäldern.
Nach dieser unruhigen Nacht führt die Route weiter bergauf bis zum Balea Tunnel, der mit 884 m der längste Tunnel Rumäniens ist. Am höchsten Punkt der Straße befindet sich ein großer Parkplatz mit einigen Marktständen, sowie die Bergstation einer Seilbahn. Von dort machen wir einen Spaziergang zum nahe gelegenen Balea See. Dieser Gletschersee liegt wie ein grün schimmernder Edelstein inmitten der imposanten Berglandschaft. Das Wasser glitzert im Sonnenschein und die Fische tummeln sich knapp unter der Oberfläche. Wir beobachten Wanderer auf dem Weg zu den umliegenden Gipfeln, die sich Glocken um die Taille gebunden haben, um sich lärmend und läutend rechtzeitig den Bären bemerkbar zu machen. 
Nach einer ausgiebigen Pause marschieren wir zurück zum Auto und folgen der Bergstraße genauso kurvig bergab.


Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich den See Sfanta Ana und nützen den Aufenthalt für eine kleine Badepause. Friedlich liegt das Gewässer auf 950 Meter Seehöhe in einem alten Vulkankrater. Der See wird ausschließlich aus Niederschlägen gespeist und hat keinen Zu- oder Abfluss. Er ist von dichtem Wald umgeben, es gibt keinerlei Besiedlung oder Infrastruktur. Trotz des frischen Wassers und der Abgeschiedenheit tummeln sich viele Badegäste zum Sonnenbaden und Plantschen an seinen Ufern.



Abends leert sich der Strand allmählich, denn der Lacul Sfanta Ana ist auch ein beliebter Bärentreffpunkt.

Wir übernachten im nahe gelegenen Kurort Balvanyos, wo wir ein wenig am "Stinker-Berg" wandern.
Dort gibt es nämlich einige Kavernen, wo einst Schwefel zur Schwarzpulverherstellung abgebaut wurde. Auch heute noch leuchten die gelb-weißen Kristalle an den Wänden. Die hohe Schwefelkonzentration ist nicht ungefährlich und verleiht den Höhlen so klingende Namen wie zum Beispiel "Killing-Cave". Auch auf den Wanderwegen ziehen Duftwolken des scharfen Schwefel-Geruchs wie Nebelschwaden an uns vorüber. Wir lesen im Reiseführer nach, dass manche der alten Stollen zu Therapiezwecken für rheumatische Leiden und Herz-Kreislauf Beschwerden verwendet werden.

Unsere Reise führt weiter zur strahlend weißen Kirchenburg von Prejmer, die ab 1218 errichtet wurde. 4 Meter dicke und 12 Meter hohe Wände schützten einst das Gotteshaus. Dazu wurden Wehrgänge, Schießscharten, Pechnasen und ein Falltor angebracht. Im Inneren der ovalen Ringmauern durchlöchern mehr als 200 ehemalige Wohnzellen und Lagerkammern auf vier Etagen die Wände. Hierhin konnten sich die Einwohner des Dorfes bei Angriffen zurückziehen. Angeblich wurde Prejmer mehr als 50 Mal belagert.

 

Die Kammern, Gänge und sogar ein altes Klassenzimmer können besichtigt werden.

Die Anlage ist so gut erhalten, dass wir uns lebhaft vorstellen können, wie einst die Menschen hier in Kriegszeiten lebten und kämpften.



Ein weiteres Stück Zeitgeschichte finden wir im sehenswerten Schloss Bran.
Verwinkelte Gänge, heimelige Zimmer und ein kleiner Burghof laden zum Durchstreifen ein. Bran wird sehr erfolgreich als Draculaschloss vermarktet, da es wie im Roman von Bram Stoker auf einem Felsen über einem Flusslauf thront.

 



Knoblauch brauchen wir jedoch keinen, denn Vampiren begegnen wir hier nicht, gruselig ist es natürlich auch nicht. Dafür schlendern Massen an Touristen durch die Räumlichkeiten, die dem Dracula Mythos nachspüren wollen. 
Erbaut wurde das Schloss ab 1377 als militärische Festung. Nach mehreren Belagerungen und wechselnden Besitzern gelangte die Anlage 1920 an Königin Maria von Rumänien. Ihr verdankt die Festung ihr heutiges Aussehen und die gemütlich wirkenden Räume.
1957 wurde das Schloss schließlich als Museum für Besucher geöffnet.
Seit 2006 ist Bran im Besitz der Familie Habsburg-Lothringen.

Den besten Ausblick auf das historische Zentrum der Stadt Brasov genießen wir vom Hausberg Tampa, der sich 400 Meter über der Stadt erhebt. Eine Seilbahn führt uns in kurzer Zeit auf den bewaldeten Höhenzug. Oben angekommen führen einige Wanderwege durch das Naturschutzgebiet. Wir freuen uns (und wundern uns auch ein wenig) wie sauber die Wege sind und entdecken schließlich Schilder, die hohe Strafen auf das Wegwerfen von Müll androhen.



 


Im Stadtzentrum selbst sind die alten Bürgerhäuser und die mächtigen Kirchen vorbildlich restauriert. Wir lassen uns durch die Gassen rund um den Rathausplatz treiben und genießen den Charme der alten Bauwerke.

Leider vergessen wir dabei die Zeit, sodass wir erst spätabends bei unserem nächsten Quartier ankommen.
Aber Rumänien wäre wahrscheinlich nur halb so schön ohne die netten Menschen. Wir werden trotz später Stunde von unseren Gastgebern überaus herzlich empfangen. Obwohl wir keine Verpflegung gebucht haben, werden wir mit Brot, Käse und Speck verwöhnt.

Am nächsten Tag besuchen wir gleich morgens das herrliche Schloss Pelisor. Es erinnert mit seiner holzvertäfelten Fassade ein wenig an ein Jagdschloss in den Bergen. Die Tickets erhalten wir problemlos an einem Schalter im Innenhof. Aber dann stellt sich die Frage, wo der Eingang zu finden ist. Nach ein paar ratlosen Minuten (die Dame im Tickethäuschen ist verschwunden) wird plötzlich eine Türe aufgesperrt. Wir werden winkend herein gebeten. Kaum haben wir den Eingang passiert, wird hinter uns wieder zugesperrt.


Die nächste Zeit gehört das Schloss also uns alleine, was wir sehr genießen.
Erbaut wurde Pelisor zwischen 1899 und 1903 als Sommerresidenz für König Ferdinand und Königin Maria. Der Palast mit seinen 99 Zimmern ist sehr geschmackvoll eingerichtet, auch in den Innenräumen dominiert Holz. Viele der Einrichtungsgegenstände wurden von Königin Maria selbst entworfen.
Besonders eindrucksvoll ist jedoch das goldene Zimmer im Art Deco Stil, dessen Wände und Decke über und über mit Gold verziert sind.Leider ist fotgografieren verboten.

Heute ist anscheinend kein guter Tag, denn als wir schon unterwegs zu unserem nächsten Ziel sind, lesen wir im Reiseführer nach, dass in ein paar Hundert Meter Entfernung zum Schloss Pelisor das größere "Schwesternschloss" Peles zu besuchen gewesen wäre. Schade, aber schließlich haben wir so einen Grund gefunden, wieder hierher zurück zu kommen.


Unser nächster Stopp ist das Castel Cantacuzino, welches sehr malerisch am Fuße der eindrucksvollen Karpaten liegt. Die Aussicht aus den Zimmern und der gepflegten Parkanlage ist einmalig.
Das Schloss selbst wurde 1911 für die Diplomatenfamilie Cantacuzino errichtet, die unter anderen den Bürgermeister von Bukarest stellte. Leider ist das Anwesen nicht mehr möbliert und kann nur mit Führung besucht werden. Da es bei unserem Besuch keinen englisch sprechenden Guide gibt, müssen wir uns der rumänischen Gruppe anschließen.
Nach diesem leider ziemlich langweiligen Rundgang haben wir erstmal genug von alten Gemäuern.


Da uns die umgebenden Berge äußerst gut gefallen und das Wetter sonnig und warm ist, beschließen wir, den Nachmittag im Gebirge zu verbringen. Wie praktisch, dass von Busteni eine Seilbahn startet. Doch auch hier erwartet uns eine Überraschung. Zuerst gibt es keinen einzigen freien Parkplatz mehr. Dann, als wir endlich zu Fuß bei der Talstation ankommen, finden wir uns inmitten einer langen Warteschlange wieder. Es scheint nichts weiterzugehen, im Gegenteil, die Menschenmassen werden immer mehr. Schließlich geben wir auf und verschieben den Ausflug ins Bucegi Gebirge auf den nächsten Morgen.
Als Ersatzprogramm bietet sich eine Wanderung zum Urlatoarea Wasserfall an.  
Ein angenehm zu gehender, schattiger Waldweg führt uns in etwa 45 Minuten leicht bergauf zu den 15 Meter hohen Kaskaden. Die tosende Wasserpracht ist gar nicht so leicht fotografisch festzuhalten, denn die Gischt sprüht in weitem Bogen, und so landen permanent Wassertropfen auf dem Objektiv und im Gesicht.
Nach einer ausgiebigen Pause spazieren wir auf demselben Weg wieder zurück. Langsam verklingt das wilde Rauschen des Wassers hinter uns, bis wir schließlich wieder das Auto erreichen.




















Wie gestern beschlossen, wagen wir nun zeitig in der Früh einen neuen Versuch mit der Seilbahn. Aber auch heute haben wir kein Glück. Eine halbe Stunde vor Betriebsbeginn bekommen wir zwar einen Parkplatz, aber die Leute sind schon bis zum Nachbargebäude angestellt.
Glücklicherweise führt beim nahe gelegenen Wintersportort Sinaia eine Bergstraße ins Bucegi-Gebirge. Die Straße ist überraschenderweise in sehr gutem Zustand und führt durch eine atemberaubende Bergwelt, die als Nationalpark geschützt ist. Wir fahren vorbei an dunklen Seen, sprudelnden Bächen und blühenden Wiesen.


So zeitig am Morgen ist noch Niemand unterwegs - glauben wir zumindest.
Hinter einer engen Kurve treffen wir auf die ersten Camper. Immer mehr Wohnmobile parken am Wegesrand. Schließlich öffnet sich der Blick über ein weitläufiges Hochplateau, und wir trauen unseren Augen kaum. Die Wiese ist voller Fahrzeuge und Zelte. Dazwischen tummeln sich Tausende Menschen. Wir sind mitten in ein riesiges Bergfestival geraten!
Nun wissen wir, warum eine Auffahrt mit der Seilbahn unmöglich war.
Im Schritttempo durchqueren wir die Hochebene, immer auf die Fußgänger achtend.

Ein paar Straßenkehren weiter halten wir und spazieren zur Tropfsteinhöhle Ialomita. Am Eingangsportal der Höhle erwartet uns vor prächtiger Bergkulisse ein Kloster. Die Hälfte des Gotteshauses verbirgt sich unter den mächtigen Felsen.



Dahinter erstreckt sich eine faszinierende Unterwelt mit zahlreichen Stalaktiten und Stalagmiten. Auf engen Leitern folgen wir dem Besucherweg durch mehrere Galerien bis zu einem eindrucksvollen unterirdischen Wasserfall. In einem anderen Saal wurden Knochen von Höhlenbären gefunden. Der Pfad wird nun immer schmäler und endet schließlich bei einer Nische mit Heiligenbildern. Daneben rauscht ein kleines Bächlein und verschwindet im Gestein. Früher wurde hier von den Mönchen der Gottesdienst zelebriert. Wir sind überzeugt davon, dass die Wände ein wenig dieser feierlichen Stimmung bis heute bewahrt haben.

Das Bucegi Gebirge hat aber noch weitere Attraktionen zu bieten. Am Ende der Bergstraße steigen wir in eine Gondel, die uns auf über 2200 Meter Seehöhe führt.


Oben angekommen machen wir einen Spaziergang zu eindrucksvollen, durch Erosion entstandenen Felsformationen, die Babele (Großmütter) genannt werden. Dahinter wartet die kantige Silhouette der Sphinx auf Besucher. In der näheren Umgebung finden sich noch weitere seltsame Gesteinsbrocken, die die Fantasie anregen und zahlreiche Touristen anlocken. Auch Verschwörungstheoretiker interessieren sich für das Steinplateau, denn sie vermuten einen riesigen, nicht von Menschen gemachten Hohlraum unter den Felsskulpturen.




 
Wir erfreuen uns lieber an der schönen Landschaft und betrachten das ständig wechselnde Wolkenspiel, das zwischen dramatischem Tiefschwarz und freundlichem Watteweiß wechselt.
Schließlich müssen wir weiter. Nach der kurzen Gondelfahrt bergab steigen wir wieder ins Auto und kurven die Bergstraße zurück ins Tal. Wir passieren dabei so schnell wie möglich das rege Treiben auf dem Festivalgelände und sind froh, als uns wieder die Ruhe der Bergwelt umfängt.


Nach einer längeren ruhigen Fahrt gelangen wir zum alten Fürstenhof von Targoviste. Die Stadt war früher Hauptstadt und politisches Zentrum der Walachei. Zwischen 1396 und 1714 regierten im Palast Curtea Domneasca 33 Fürsten. Auch hier holen uns wieder die Vampirgeschichten ein, denn Vlad III Draculea, der wegen seiner Grausamkeit der Pfähler genannt wurde, herrschte ebenfalls in Targoviste. Die jüngere Vergangenheit der Stadt ist nicht minder brutal, denn 1989 wurde Nicolae Ceausescu nach seiner überstürzten Flucht aus Bukarest in Targoviste gestellt und erschossen.

Heute liegt das weitläufige Ruinenfeld glücklicherweise friedlich vor uns. Nichts weist mehr offensichtlich auf die Grausamkeiten der Vergangenheit hin. Im Gegenteil, bei gleißender Hitze geht alles in einem gemächlichen Tempo vonstatten.  Mit einem großen Wasservorrat bummeln wir zwischen den alten Mauerresten, klettern in den Keller und besteigen den gut erhaltenen Wachturm. Am Schluss des Rundgangs genießen wir noch die Stille und Kühle der alten Kirche des Palastes.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir in der Hauptstadt Bukarest mit ihren fast 2 Millionen Einwohnern. Es ist nach wie vor brütend heiß, sodass wir statt der Stadtbesichtigung eher von Bar zu Bar laufen um kühle Getränke genießen zu können. Besonders lecker finden wir die frisch zubereitete Zitronenlimonade, die in jedem Lokal angeboten wird. Lediglich das Essen Gehen stellt sich manchmal als eine harte Geduldsprobe heraus, aber nicht nur in Bukarest, sondern im ganzen Land. Die Speisekarten weisen grundsätzlich eine große Vielfalt auf und sind meist sogar in Englisch erhältlich. Hat man sich endlich bei dieser riesigen Auswahl für ein Gericht entschieden, gibt es die Speise oft gar nicht und die jeweilige "Hausspezialität" wird ohne weitere Rückfrage serviert. So kommt es sogar einmal vor, dass wir zum Frühstück Pommes vorgesetzt bekommen.
Aber wir trösten uns schnell, denn eigentlich schmeckt alles ziemlich gut - und frittierte Kartoffeln zum Frühstück ist einmal etwas ganz Anderes. Rumäniens Küche ist generell sehr deftig. Fleisch wird in allen Variationen angeboten: gebraten, geräuchert als Wurst oder gegrillt. Die beliebteste Beilage ist "Mămăliga“, ein Brei aus Maisgrieß. Vegetarier haben es in Rumänien ziemlich schwer.

Zurück nach Bukarest. Die Gebäude der Innenstadt sind ein bunter Stilmix aus verschiedensten Epochen. Elegante Paläste stehen neben sozialistischen Wohnblocks. Noch nicht fertige Gebäude und alte Ruinen warten auf betuchte Mäzene, daneben winden sich prachtvolle Boulevards mit Springbrunnen dem riesigen Parlamentspalast entgegen.


 



Bukarest ist für uns eine Stadt der krassen Gegensätze. Arm und Reich existiert hier Tür an Tür nebeneinander.
 

Dieser Eindruck bestätigt sich beim Besuch des Parlaments. Mit seinen 365 Tausend m2 bebauter Fläche und über 3000 Zimmern ist er nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. Erbaut wurde "der Palast des Volkes" zwischen 1983 und 1989 nach den Anweisungen von Ceausescu. Für den Bau, bei dem 20.000 Arbeiter beschäftigt waren, musste ein ganzes Stadtviertel abgerissen werden.




Die Inneneinrichtung des Parlaments ist sehr prunkvoll mit glänzenden Marmorböden und filigranen Stuckornamenten gehalten.

 


Bei einer sehr interessanten Führung hören wir unter anderem, dass der Vorhang im Stiegenhaus mehrere Tonnen wiegt und noch niemals abgenommen wurde.
 
Außerdem sollen die Handwerker für die gesamte Innenausstattung ausschließlich Materialien aus Rumänien verwendet haben.
Vom Dach des Gebäudes schweift der Blick wiederum über ein graues Häusermeer mit Plattenbauten und kaum Grünflächen, dafür unzählig vielen Autos. Was für ein Kontrast!
  




Auffallend ist die entspannte Atmosphäre und die Sauberkeit in den Gassen. Es gibt kaum hektische Menschen, obwohl überall reges Treiben herrscht. Inmitten der lebhaften Innenstadt hat sich eine alte Karawanserei erhalten. Der "Hanul lui Manuc" stammt aus dem 18. Jh. und beherbergt heute ein sehr empfehlenswertes Restaurant mit großen Portionen für den hungrigen Städtetouristen.


Vor den Toren Bukarests liegt das Schloss Mogosoaia in einer idyllischen Parklandschaft, direkt am gleichnamigen See.
Der Ziegelbau wurde zwischen 1698 und 1702 von Fürst Brancoveanu als Landsitz errichtet. Als typisches Beispiel für den Brancoveanu Baustil - den rumänischen Renaissance-Stil -  weist die Architektur des Schlosses luftige Säulengänge, orientalische Ornamente und venezianische Verspieltheit auf. Leider konnte der Fürst seinen Palast nicht wie gewünscht nützen, denn sowohl er selbst als auch seine 4 Söhne starben in türkischer Kriegsgefangenschaft.
Heute befindet sich ein Museum in den Räumlichkeiten. Die Einheimischen kommen an den Sommerwochenenden auch gerne zum Picknicken in die gepflegte Gartenanlage.


Ein Herrenhaus in ganz anderem Stil ist der "Conacul Bellu". Das Weingut aus dem 19. Jahrhundert gehört zu den repräsentativsten seiner Art im ganzen Land. Die Zimmer sind vollständig eingerichtet und sehr liebevoll dekoriert. Zu beinahe jedem Ausstellungsstück erfahren wir eine kleine Anekdote. Beispielsweise können die Sessel im Schlafzimmer mit wenigen Handgriffen zu Gebetsstühlen umgeklappt werden, oder das Telefon am Schreibtisch funktioniert schon seit über 100 Jahren - genauso wie das Grammophon im Wohnzimmer.
Auch das Äußere des Hauses ist sehr ansprechend gestaltet. Der Arkadengang an der Vorderseite des Gebäudes ist mit Blumentöpfen geschmückt, und Sitzmöbel laden zum Ausruhen ein. Rundherum grünt und blüht es - das lebhafte Treiben von Bukarest ist hier ganz schnell vergessen.
Da der Conacul Bellu nicht auf der üblichen Touristenroute liegt, zählt er zu den Geheimtipps des Landes.



Plötzlich gelangen wir in eine graue Mondlandschaft. Vor uns gluckern die bizarren Schlammvulkane von Berca und bilden ein eindrucksvolles Naturschauspiel. Sie entstehen durch Erdgas, das auf seinem Weg zur Erdoberfläche ton- und wasserreiche Schichten durchquert. An der Oberfläche trocknet der kalte Schlamm - der mit Salzen und Schwefel versetzt ist - aus und schichtet sich zu vulkanähnlichen Hügeln auf oder rinnt als zähe, glänzende Masse über das Plateau.


 
 
Entdeckt wurde das Gebiet 1867 durch den Franzosen H. Cognard, der hier Ölbohrungen durchführte. Da es keine Absperrungen gibt, spazieren wir zwischen den blubbernden, teilweise mannshohen Vulkanen über das weitläufige Plateau. An einigen Stellen hat sich der Schlamm so tief und breit in die Erde gegraben, dass wir das andere Ufer nur mit einem Sprung erreichen. An anderen Plätzen wirkt der getrocknete, rissige Ton wie ein Puzzle aus unzählig vielen Teilen.

Nach vielen Fotos reisen wir langsam weiter Richtung Donaudelta. Die Hügel weichen nach und nach einer flachen Landschaft mit Sonnenblumen- und Weizenfeldern. Was für ein Kontrast zu den wilden Karpaten.
Den Eingang in das riesige Mündungsgebiet des Flusses bildet die Stadt Tulcea. Hier stoppen wir und besichtigen das Delta Museum. Es vermittelt uns einen guten ersten Eindruck von Flora und Fauna des Gebietes. Auch die Lebensweise der Menschen wird vorgestellt. Wir erfahren beispielsweise, dass Diktator Nicolae Ceausescu plante, fast die Hälfte des Gebietes in Getreidefelder und Fischteiche umzuwandeln. Dafür wurden seinerzeit extra Bauern und Fischer umgesiedelt.
Die Ausstellung ist sehr anschaulich und multimedial gestaltet. Im Untergeschoß begeistert unseren Sohn ein großes Aquarium.


Die Donau teilt sich nahe der Stadt in drei große Arme mit zahlreichen Abzweigungen.
Bevor die Seitenarme nach etwa 70 km in das Schwarze Meer einmünden, bilden sie ein Labyrinth aus Feuchtgebieten, Seen, Schilfinseln und Sandbänken. In dem nahezu unberührten Dickicht fühlen sich mehr als 300 Vogelarten wohl. Es zählt zu den artenreichsten von ganz Europa. Straßen gibt es hier keine, bewohnbare Landmassen kaum. In den nächsten Tagen wohnen wir auf einem fest vertäuten Hausboot und unternehmen mehrere Ausflüge mit einem kleinen Motorboot.


 
 Noch vor Sonnenaufgang geht es los zu einem Gebiet voller großer Seen. Frösche quaken auf den Seerosen, Kormorane sitzen in den Bäumen und Pelikane ergreifen beim Näherkommen die Flucht. Wir sind weit und breit die einzigen Menschen. Langsam geht die Sonne auf und taucht alles in goldenes Licht.
Wir hoffen, diesen Augenblick in Gedanken für immer festhalten zu können.
Langsam tuckern wir durch das Gewirr aus alten Bäumen und Schilfhalmen.


Der Tag bricht gerade erst an und wir haben schon so Wunderbares heute erlebt.


 

 
 
 


Ein weiterer Ausflug führt uns durch mehrere Seitenkanäle bis zum Schwarzen Meer. Manche Durchfahrten sind so eng, dass das Schilf unsere Arme streift. Wir halten Ausschau nach Eisvögeln und Störchen. Erstere verstecken sich jedoch sehr gut und sind nur als kurzes blaues Aufblitzen zwischen den Bäumen zu erkennen. Dafür lassen sich die Enten am Ufer geduldig ablichten.
Am Schwarzen Meer erwartet uns ein langer Sandstrand. Da er nur mit dem Boot erreichbar ist und es keine Verpflegungsmöglichkeit vor Ort gibt, sind nur wenige Menschen hier. Dafür finden wir wunderschöne Muscheln und plantschen im recht wilden Wasser bevor es wieder zurück zu unserem schwimmenden Hotel geht.
Leider neigt sich unser Urlaub nun schon bald dem Ende zu. In der Nähe von Tulcea befinden sich die Überreste der einst mächtigen Festung Enisala. Die Landschaft wird nun wieder karger, sonnenverbrannter und hügeliger. Wir erkennen schon von weitem den wuchtigen Turm der Anlage.
Enisala wurde im 14. Jahrhundert als militärischer Verteidigungsposten erbaut. Von seinen Mauern genießen wir einen tollen Ausblick auf den darunter liegenden Razim-See, der seinerzeit noch eine Bucht des Schwarzen Meeres war.
In den Jahren 1419-1420 wurde das Gebiet von den Osmanen erobert, und die Festung erhielt ihren heutigen Namen. Enisala soll es eine Mischung aus dem türkischen Wort "yeni" (neu) und dem slawischen Wort "selo" (Dorf) sein.
Im 16. Jh. versandete die Bucht nach und nach und der Binnensee entstand. Dadurch verlor die Anlage ihre militärische Bedeutung und wurde gegen Ende des 17. Jh. verlassen.



Als nächstes unternehmen wir einen noch größeren Sprung zurück in die Vergangenheit des Landes.
Die antike Stadt Histria wurde im 7. Jh. v. Chr. gegründet. Sie erlebte viele Herrscher und Einflüsse. Nach den Griechen kamen die Skythen, die Makedonier, die Römer und die Daker.
Damals lag die Siedlung direkt am Meer und war somit ein bedeutender Handelsplatz. Das Wasser, die Lebensader der Stadt, zog sich im Laufe der Zeit jedoch immer weiter zurück, und der Hafen versandete. Gänzlich zerstört wurde Histria schließlich von den Awaren im 7. Jh. n. Chr.
Auf dem weitläufigen Ruinenfeld warten noch unzählige Geheimnisse darauf, von Archäologen entdeckt zu werden. Bisher ist erst etwa die Hälfte ausgegraben worden.
Die Funde aus den verschiedenen Epochen liegen in mehreren Schichten übereinander. Vor allem griechische, römische und byzantinische Gebäudereste wurden bereits entdeckt.
 
Auch in der sonst eher gesichtslosen Hafenstadt Constanta finden sich römische Spuren.
Inmitten der Innenstadt hat sich ein 850m2 großes Fußbodenmosaik erhalten . Geometrische Ornamente und Blumenmuster zieren das ehemalige Handelshaus, das in der Antike in mehreren Ebenen angelegt war. Das unterste Stockwerk diente als Warenlager und war direkt mit dem Hafen verbunden.


Nach so viel Kultur benötigen wir ein wenig Entspannung am Strand. Unseren letzten Urlaubstag lassen wir im Badeort Mamaia ausklingen.


Die Stadt liegt auf einer 7 Kilometer langen und 300 Meter breiten Landzunge zwischen dem See Lacul Siutghiol und dem Schwarzen Meer. Hier ist zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los Dementsprechend schwer ist es, einen Parkplatz zu finden. Hauptsächlich inländische Touristen flanieren auf der Strandpromenade, fahren mit der Seilbahn "Telegondola" über die Stadt oder kehren in den unzähligen Restaurants und Clubs ein.

Auf der Fahrt zum Flughafen Bukarest stoppen wir noch kurz beim blendend weißen Tropaeum Traiani. Dieses auffällige steinerne Monument ist eine Rekonstruktion des Denkmals aus dem Jahr 106 n. Chr. zu Ehren des römischen Kaisers Trajan. Es erinnert an die Auseinandersetzung zwischen den Römern und den Dakern und wird von einer über 4 Meter hohen römischen Kriegerskulptur gekrönt.
Etwa 3 Stunden später ertönt vom Navigationsgerät "Ziel erreicht". Wir wundern uns, wie ruhig es hier am Flughafengelände ist. Viel übersichtlicher als bei der Ankunft in Cluj. Kann denn eine Millionenmetropole so einen kleinen Flughafen haben? Kaum ein Auto ist zu sehen und auch keinerlei Schilder, die uns zur Mietwagenrückgabe führen könnten. Am Eingang des Terminalgebäudes fragen wir schließlich nach, wo wir das Auto abgeben können. Was für ein Schock - mit Händen und Füßen erklärt uns der Portier, dass wir beim falschen Flughafen sind!
Wir befinden uns am Flughafen Baneasa, der seit 2012 nur mehr für Privatflüge verwendet wird.
Der internationale Flughafen Henri Coanda ist glücklicherweise nur 10 Autominuten in nördlicher Richtung entfernt.
Schlussendlich klappt alles weitere problemlos und wir erreichen noch rechtzeitig unseren Rückflug nach Wien.


Rumänien - Land der Geschichte(n) und Traditionen

In 3,5 Wochen mit dem Mietauto durch Rumänien Wir starten unsere Reise durch Rumänien in der Stadt Cluj, die wir nachmittags nach e...