Dienstag, 22. Januar 2019

Azoren - Inseltraum im Atlantik - Teil 2 Insel Graciosa

Die kleinste Insel der Zentralgruppe ist Graciosa, die "Liebliche", die wir über einen halbstündigen Flug erreichen. Flüge zwischen den Inseln sind sehr komfortabel, denn die Flughäfen sind modern gestaltet, der Check-in geht äußerst schnell und in den Flugzeugen herrscht freie Sitzplatzwahl. Da neben einigen Passagieren auch Fracht und Post befördert werden, kann es jedoch bei zu viel Gewicht passieren, dass einzelne Koffer wieder ausgeladen werden und erst mit dem nächsten Flugzeug - ein bis zwei Tage später - nachgeflogen werden.

Alle Inseln der Azoren sind ruhig und beschaulich. Graciosa hat jedoch noch ein wenig mehr dieser beiden Eigenschaften zu bieten. Sie ist nur etwa 62 km2 groß und hat etwa 5.000 Einwohner. Haupteinnahmequellen sind Landwirtschaft, Viehzucht und Milchwirtschaft. Nach dem Erdbeben von 1980 sind viele Menschen nach Amerika oder Kanada ausgewandert. Seit einigen Jahren kehren Einige -und sei es nur für den Sommerurlaub- jedoch wieder zurück und renovieren sukzessive ihre Häuser.




Graciosa ist das flachste Eiland des Archipels, die höchste Erhebung beträgt nur 398 Meter. Daher ist auch das Inselinnere mit zahlreichen kleinen Dörfern und einzelnen Bauernhäusern besiedelt.



Santa Cruz da Graciosa

Wir starten unsere Inselrundfahrt in der Hauptstadt Santa Cruz da Graciosa. Etwa 1700 Einwohner leben hier. Touristisches Zentrum ist der liebliche Hauptplatz mit Rathaus, Glockenturm und Cafe. Daneben befinden sich zwei große Wasserbecken, die früher als Wasserreservoir und Viehtränke dienten. Nachdem wir das für Graciosa rege Treiben (alles geht hier noch ein wenig langsamer) einige Zeit genossen haben, fahren wir hinauf auf den Hausberg der Stadt, den Monte da Ajuda mit prächtigem Rundumblick. Hier auf 130 Meter Seehöhe thronen drei Kapellen, die bei unserem Besuch leider verschlossen waren.



Zurück an der Küstenstraße genießen wir die bezaubernde, sattgrüne Landschaft und entdecken auch einige Windmühlen mit knallroten Dächern, die zu den Wahrzeichen der Insel zählen. Leider sind sie nicht mehr funktionstüchtig, da die Segelbespannung fehlt.

 

 

 

Caldeira

Nach einigen Fotostopps erreichen wir schließlich im Inselinneren die interessanteste Sehenswürdigkeit - die Höhle "Furna do Enxofre". Sie liegt inmitten eines gewaltigen Kraters mit einem Durchmesser von 1,6 Kilometern. Ins Innere der Caldeira, die den gesamten Südosten der Insel ausmacht, gelangen wir durch einen kurzen Tunnel.

Linkerhand geht es nach einigen Metern zu einem sehr gepflegten Picknickplatz mit Tiergehege und Spielplatz. Nachdem unser Sohn die zutraulichen Rehe ordentlich gefüttert hat, starten wir einen kurzen Spaziergang zu mehreren Aussichtspunkten im Kraterbecken.

Anschließend fahren wir weiter zum Parkplatz und Besucherzentrum der Furna do Enxofre. In diese mystische, äußerst spektakuläre Schwefelhöhle gelangt man nur über einen unterirdischen Turm mit Wendeltreppe. Etwa 200 Stufen führen hinab in die Tiefe zu einem gewaltigen, mehr als 50 Meter hohen Gewölberaum. Die Höhle liegt im Schlot des Vulkans, der auch heute noch giftige Dämpfe ausstößt. Daher wird der Schwefel- bzw. Kohlendioxidgehalt der Luft ständig überwacht. Bei Erreichen von kritischen Werten ist der Besuch der Höhle nicht möglich. Am tiefsten Punkt des Gewölbes liegt der "Styx",

ein unterirdischer Kratersee mit über 100 Metern Durchmesser. Zwischen den Felsen brodelt und dampft es, heißer Schlamm blubbert wie in einem Kochtopf. Das Adjektiv "beeindruckend" wird diesem Naturwunder gar nicht gerecht.

Schließlich erreichen wir wieder wohlbehalten das Tageslicht und beschließen, auch noch den Panoramarundweg an der Krateraußenwand zu befahren. Leider spielt das Wetter nicht mit, denn plötzlich passieren wir eine dichte Nebelwand. Also leider doch keine Aussicht - dafür entdecken wir jedoch eine weitere Höhle, die "Furna do Maria Encantada". Eine Lavaröhre führt uns von der Außenseite durch die Felswand zu einem Aussichtspunkt über den bewaldeten Kraterkessel. An den Innenwänden der Höhlenröhre sind noch gut die Fließspuren des Lavastroms zu erkennen. 

Carapacho

An die südliche Flanke der Caldeira schmiegt sich die Ortschaft Carapacho. Das Fischerdorf besitzt ein einladendes Thermalbad. Schon seit 100 Jahren wird das schwefelhaltige Wasser mit einer Temperatur zwischen 36-40 Grad Celsius für die Behandlung von Rheuma und Hautkrankheiten genutzt. Leider ist bei unserem Besuch die Badeanstalt bereits ausgebucht, sodass wir nur einen kurzen Blick auf den Quellaustritt und die Beckenlandschaft werfen können. Zur Abkühlung nützen wir daher das vom heißen Sand erwärmte Meeresschwimmbecken, das direkt vor der Thermenanlage zum Baden einlädt. In der Nähe befindet sich der "Ponta da Restinga", eine von Klippen umgebene Landspitze mit Leuchtturm und schönem Ausblick über die zerklüftete Felsküste. 

Farol da Ponta da Barca

Auch im Norden Graciosas weist ein Leuchtturm den Schiffen den Weg. Der "Farol da Ponta da Barca" ragt hoch über einer Steilküste in den Himmel. Er gilt mit seinen 23 Metern als höchster Leuchtturm der Inseln. Darunter streckt sich ein wie ein Walbuckel geformter dunkler Basaltfelsen aus den Meeresfluten. 

Caldeirinha

Die letzte Tour auf der lieblichen Insel führt uns hinauf zur Caldeirinha. Die "kleine Caldeira" liegt auf 360 Meter Seehöhe im Westen Graciosas und bietet eine Aussicht wie aus dem Bilderbuch auf das Inselinnere. Aus der Vogelperspektive sehen wir hinab auf grasende Kühe, stecknadelgroße Bauernhäuser und dahinter den tiefblauen Ozean. Natürlich werfen wir auch einen Blick in den Vulkanschlund, der wie ein grüner Trichter in die Tiefe führt.
Bevor wir weiter auf die Insel Flores fliegen, erstehen wir noch die süße Spezialität der Insel, "Queijadas da Graciosa". Diese kleinen sternförmigen Törtchen werden aus Milch, Mehl, Eiern, Butter, Zimt und Zucker hergestellt. Sie sind beliebtes Mitbringsel und werden in der Nähe der Stadt Praia hergestellt.





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