Samstag, 26. Januar 2019

Azoren - Inseltraum im Atlantik - Teil 3 Insel Flores und Insel Corvo



Mit einem kurzen Zwischenaufenthalt auf Terceira geht es für uns nun weiter auf die Blumeninsel Flores. Da aufgrund der Inseltopographie die Flughafenpiste in Nord-Süd Richtung verläuft, jedoch häufig Westwinde vorherrschen, werden öfters Flüge gestrichen. Auch unser Pilot zieht kurz vor der Landung die Maschine noch einmal hoch und wagt einen zweiten Versuch. Diesmal klappt der Anflug ohne Schrecksekunde, sodass wir kurz darauf wohlbehalten Flores betreten. Leider hat unser Koffer sein Ziel nicht erreicht, er wurde wegen Überladung des Flugzeuges (in Form eines Pärchens zwei Reihen vor uns) wieder ausgeladen. Nach Klärung der Formalitäten (bedingt durch die zahlreichen Emigrationen in die USA wird allerorts Englisch gesprochen) wird uns schließlich versichert, dass der Koffer mit dem nächsten Flugzeug am darauf folgenden Tag nachkommen wird.

Dies klappt auch wunderbar, sodass uns einige herrliche Tage auf der grünen Trauminsel bevor stehen.







Flores gehört gemeinsam mit Corvo zu den Inseln der Westgruppe und hat nur etwa 3.800 Einwohner auf einer Fläche von 141km2. Ihren Namen "Blumeninsel" hat sie mehr als verdient. Das Auge kann sich kaum satt sehen an farbenfrohen Pflanzen, und überall dringt feiner Blütenduft in die Nase. Wildromantische Natur, steile Berge und ein unbesiedeltes Inselinneres lassen das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen.


NORDEN

Zunächst besuchen wir den Nordteil von Flores. Einige beschilderte Aussichtspunkte auf der gut befahrbaren Straße laden zum Halten und Fotografieren ein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln ist auf Flores keine komplette Inselumrundung mit dem Auto möglich. Die Inselhauptstraße endet im Norden in der Ortschaft Ponta Delgada mit etwa 450 Einwohnern. Von hier aus kann man nur zu Fuß in den Westteil der Insel gelangen. 






Eine schmale Straße führt ein Stück weiter zum "Farol de Albarnaz", dem westlichsten Leuchtturm Europas, der seit 1925 in Betrieb ist. Auch hier sind wir wieder einmal die einzigen Besucher, nur ein paar weidende Kühe und
das tosende Meer weit unter uns leisten uns Gesellschaft. Was für ein schöner Ort für einen Spaziergang - sogar die Sonne hat sich gerade einen Weg durch die Wolken gebahnt. Wir freuen uns sehr darüber, denn Flores ist zwar die grünste, aber daher auch die regenreichste der Inseln.



INSELINNERES

Auch im Hochland gibt es zahlreiche Naturschönheiten zu entdecken.




In erloschenen Vulkankratern befinden sich beispielsweise die "Sete Lagoas", die sieben Seen. Einige sind tiefblau, andere wiederum leuchtend grün. Natürlich säumen auch hier liebliche Blumenlandschaften die Straßenränder und Hügel.


 


 
Bewacht wird das Landesinnere vom erloschen Vulkan "Morro Alto", dessen Gipfel auf 914 Meter Seehöhe liegt und somit die höchste Erhebung der Insel ist. Der größte Teil der Hochebene wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist daher entsprechend unberührt.





 WESTEN

Langsam fahren wir weiter in Richtung Westen. Langsam, nicht wegen der Straßenverhältnisse - die sehr gut sind - auch nicht wegen des Nebels - der sich hartnäckig im Hochland hält -  sondern wegen der vielen Kaninchen, die unerschrocken über die Straße hoppeln.
Wir passieren schließlich das steinerne Wahrzeichen der Insel, die "Rocha dos Bordoes", eine erstaunliche Basaltfelsformation mit mehr als 30 Meter Höhe.







Weiter geht es nach Faja Grande, der westlichsten Siedlung Europas mit mehreren imposanten Wasserfällen. Bei entsprechendem Wetter wäre im einladenden Becken der "Poco do Bacalhau" Kaskade auch ein Bad möglich. 




Der schönste Platz der Insel(n) ist für mich zweifellos der Waldsee Poco da Alagoinha, der am Fuß einer mächtigen grünen Felswand liegt und von etwa 20 Wasserfällen gespeist wird. Wir erreichen diesen magischen Ort über einen kurzen Aufstieg durch einen urwüchsigen Wald (Beschilderung und Steinstufen vorhanden). Schon von weitem hören wir das Rauschen des Wassers und sind bald sprachlos angesichts des unberührten Paradieses, das sich nun vor uns auftut. Kein Foto der Welt könnte den Zauber dieser Landschaft richtig wiedergeben. Daher hilft nur, die Augen zu schließen und den Anblick für immer ins Gedächtnis zu speichern.




OSTEN UND SÜDEN
Es gibt jedoch mehrere Gründe, Flores nochmals zu besuchen. Zahlreiche malerische Aussichtspunkte im Süden der Insel, eine bizarre Klippenlandschaft mit imposanten Meereshöhlen im Osten und der liebliche Park "Parque Florestral" nahe der Inselhauptstadt Santa Cruz laden zum ausgiebigen Verweilen ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

CORVO

Bevor wir jedoch weiter fliegen, haben wir die Möglichkeit, einen ganztägigen Schlauchbootausflug auf die kleinste Insel des Archipels zu machen. Corvo ist etwa 25 Kilometer von Flores entfernt. Mit ihrer Fläche von 17km2 besteht sie praktisch nur aus einem riesigen Vulkankrater und dem sich darunter drückenden Ort Vila Novo do Corvo mit 450 Einwohnern.

Zunächst müssen wir jedoch den wilden Atlantik mit einer Nussschale durchqueren. Glücklicherweise sind die Wellen nicht so dramatisch, jedoch fängt es mitten im Meer zu regnen an und das ersehnte Ziel Corvo verschwindet hinter einer dicken Wolke. Am Wasser bessert sich das Wetter zwar schnell wieder, aber die Caldeira von Corvo ist noch immer im Nebel versunken.




Als wir schließlich bei Sonnenschein im Hafen anlegen, wartet schon ein Sammeltaxi um uns die 7 Kilometer lange Strecke zum Kraterrand hinauf zu bringen.





 
 Leider erwartet uns oben eine nebelumhüllte Caldeira. Schade, denn wir haben im Reiseführer gelesen, dass der Druchmesser 2,3 km betragen soll und die Kraterwände bis zu 300 Meter steil abfallen sollen. Das einzige was wir zwischen den Nebelschwaden erkennen können, sind die fahlen Umrisse des großen Kratersees mit seinen Inselchen.






 
Leider bessert sich das Wetter nicht, sodass wir wieder nach Vila Novo gebracht werden. Hier spazieren wir durch die Gassen und erfahren, dass der Ort sogar das Stadtrecht besitzt und somit die kleinste Inselhauptstadt Europas ist. Die isolierte Lage machte Corvo in früheren Zeiten für Piraten attraktiv. Heute sind die Zeiten ruhiger und die Insulaner leben hauptsächlich von Ackerbau und Viehwirtschaft. Es gibt nur zwei Polizisten auf Corvo und die Gefängniszelle der Insel wartet noch immer auf ihren ersten Besucher.
Am Rande des Ortes wurden einige Windmühlen restauriert, die nun zu einem Fotostopp einladen.
Daneben befindet sich ein schöner Strand, wo wir eine erfrischende Badepause einlegen, denn mittlerweile ist es ziemlich heiß geworden. Heiß bedeutet auf den Azoren, dass sich das Thermometer auf etwa 25 Grad Celsius einpendelt.


 
Hier am Rande der Welt blicken wir ehrfurchtsvoll auf die unendliche Weite des Ozeans. Unvorstellbar, ein Blick auf das GPS bestätigt uns, dass die nächste Landmasse im Norden erst Grönland ist.
Langsam machen wir uns wieder auf den Weg zum Hafen um die Rückreise nach Flores anzutreten. Wir trauen unseren Augen kaum, auf der Caldeira ist nun keine Wolke mehr zu sehen. Leider ist es aber schon zu spät um nochmals auf den Vulkan zu gelangen. Somit nehmen wir uns fest vor, auch Corvo nochmals zu besuchen, aber dann per Flugzeug (es gibt einen kleinen Flughafen) mit zwei Übernachtungen auf der Insel.
Das Boot wartet schon und schaukelt nun zurück nach Flores.

Unser Bootsführer erklärt, dass es bei besserem Wetter oft zu Schildkröten-, Wal-, und Delfinsichtungen kommt. Heute werden die Wellen jedoch immer größer und die Gischt peitscht unerbittlich an die Bootswände. Langsam nähern wir uns der imposanten Steilküste von Flores und wagen uns nahe an die Felsen heran. Mehrere Wasserfälle donnern in die Tiefe und kathedralenartige Höhlen ragen aus den Fluten hervor. Einer der Dome wirkt wie ein Spiegel des Himmels, denn leuchtend blaues Wasser brandet unermüdlich gegen die Grottenwände. Geschickt manövriert der Kapitän das Motorschlauchboot durch die Felsenlandschaft, sodass wir abends wieder Santa Cruz auf Flores erreichen.

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